Die Last der Hänseleien – und die ersten Selbstzweifel
„Ist die Luft da oben dünner?“
„Wow, bist du groß!“
„Wachstumsschub oder Riesenbaby?“
Wenn du selbst groß bist, kennst du diese Sprüche nur zu gut.
Für andere mögen sie witzig sein – für mich waren sie als Kind und Jugendliche verletzend.
Ich war schon in der Grundschule immer die Größte.
Größer als alle Mädchen, größer als die Jungs – und damit automatisch der Mittelpunkt jeder Aufmerksamkeit, ob ich wollte oder nicht.
Während meine Freundinnen zierlich und mädchenhaft wirkten, fühlte ich mich oft unbeholfen und fehl am Platz.
In der 5. Klasse begann es richtig schlimm zu werden.
Die Jungs, die noch deutlich kleiner waren, neckten mich ständig:
„Hey, wie ist die Luft da oben?“
„Kannst du mir mal die Wolken runterholen?“
Alle lachten, ich lächelte tapfer mit – doch innerlich tat es weh.
Ich begann, mich kleiner zu machen, zog die Schultern ein, wollte unsichtbar werden.
Ich hasste es, wenn ich in Gruppenfotos immer über allen thronte.
Schon damals entwickelten sich Zweifel, die mich bis in meine Jugend begleiteten:
Bin ich zu groß?
Zu auffällig?
Nicht „normal“ genug?
Meine Rettung: Ein Ball, ein Team, ein neuer Blick auf mich
Mit 13 brachte mich eine Freundin zum Handball-Training.
Was zuerst nur ein Versuch war, wurde schnell meine Leidenschaft.
Zum ersten Mal in meinem Leben fühlte ich, dass meine Größe ein Vorteil sein kann – nicht nur ein Makel.
Beim Handball konnte ich meine langen Arme und Beine gezielt einsetzen.
Plötzlich war ich nicht mehr „die Große, die auffällt“, sondern „die Spielerin, die unser Team nach vorne bringt“.
Dieser Sport hat mir nicht nur Kraft in den Beinen gegeben, sondern auch Kraft im Herzen.
Ich lernte, Teamgeist, Disziplin und Durchhaltevermögen – und mit jeder Trainingseinheit wuchs auch mein Selbstbewusstsein.
Ängste als Gegner – und ich als Gewinnerin
Die Zweifel und Ängste aus meiner Kindheit waren wie ein unsichtbarer Gegner auf dem Spielfeld meines Lebens.
Doch ich entschied mich, diesen Gegner nicht gewinnen zu lassen.
Statt mich kleinzumachen, habe ich mich aufgerichtet.
Meine Größe – früher mein größter Komplex – wurde Schritt für Schritt zu meiner Superkraft.
Heute weiß ich:
Meine langen Beine, mein aufrechter Gang, mein selbstbewusstes Lächeln – das bin ich.
Ich mache mich nicht mehr kleiner, nur um anderen das Gefühl zu geben, größer zu sein.
Heute bin ich stolz – und drehe den Spieß um
Es gibt Tage, an denen ich mich im Spiegel betrachte und denke:
„Wow, ich liebe, wer ich geworden bin.“
Meine langen Beine, die ich früher verstecken wollte, zeige ich heute mit Stolz.
Ich trage High Heels, wenn ich Lust darauf habe, und ich ziehe Outfits an, die meine Größe unterstreichen statt kaschieren.
Und weißt du was?
Heute sind es oft die Männer, die sich eingeschüchtert fühlen – nicht ich.
Manche trauen sich kaum, mich anzusprechen, weil sie denken, ich sei „unerreichbar“.
Früher hätte mich das verletzt – heute bringt es mich zum Schmunzeln.
Denn ich weiß: Mein Wert hängt nicht davon ab, ob jemand mit meiner Größe umgehen kann.
Mein Appell an alle großen Frauen
Wenn du gerade noch mitten in diesen Zweifeln steckst, wenn du dich kleiner machst, als du bist – ich kenne dieses Gefühl.
Aber ich verspreche dir:
Irgendwann wirst du erkennen, dass deine Größe nicht dein Feind, sondern dein größter Verbündeter ist.
Du bist besonders, einzigartig und stark – auch wenn es manchmal weh tut, anders zu sein.
Sei stolz auf deine Größe.
Mach dich niemals kleiner, nur um in das Bild anderer zu passen.
Strahle, sei mutig, sei du selbst.
Eure Nehle aus dem LangeHosen.de-Team